Geschichte von Mitsubishi Electric
Geschichte der Mitsubishi Gruppe
Der Gründer
Iwasaki Yataro
(1835–1885)
Die erste Firma Mitsubishi, ein Schifffahrtsunternehmen, wurde 1870 von einem ehrgeizigen jungen Mann namens Yataro Iwasaki gegründet. Japan hatte gerade Jahrhunderte feudaler Isolation hinter sich gelassen und bemühte sich, mit dem Westen gleichzuziehen. Iwasakis Unternehmen wuchs schnell und diversifizierte sich auf verschiedene Gebiete von Fertigung und Handel. Der Zweite Weltkrieg bereitete Mitsubishi ein Ende als ganzheitliche Organisation. Noch heute sind jedoch in fast jedem Industriesektor unabhängige Firmen aktiv, deren Wurzeln auf das alte Mitsubishi zurückgehen.
Yataro Iwasaki stammte aus der Stadt Kochi auf der Insel Shikoku, der Heimat des mächtigen Tosa-Clans. Er arbeitete für den Clan und tat sich durch die Leitung von dessen Handelsunternehmungen in Osaka hervor. Im Jahre 1870 gründete er sein eigenes Schifffahrtsunternehmen Tsukumo Shokai mit drei vom Clan gecharterten Dampfschiffen. Das war der Beginn von Mitsubishi.
Fotowiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Mitsubishi Archives.
Ursprünge des berühmten Logos
Das Zeichen der drei Rauten in einer frühen Version auf einem eisernen Wassergefäß
Der Name des neuen Unternehmens wurde 1872 in Mitsukawa Shokai und 1874 in Mitsubishi Shokai geändert. Iwasaki wählte ein Firmenlogo, in dem die drei Eichenblätter des Tosa-Wappens mit den drei gestapelten Rauten seines Familienwappens kombiniert sind. Dieses Logo ist die Quelle des Namens Mitsubishi, der „drei Rauten“ bedeutet.
Iwasaki zeigte sich 1874 öffentlich als Patriot, als er Schiffe für den Transport japanischer Truppen nach Taiwan bereitstellte. Das brachte ihm die Dankbarkeit der Regierung ein, die ihn mit 30 Schiffen belohnte. Iwasaki änderte den Firmennamen 1875 in Mitsubishi Mail Steamship, als das Unternehmen die Mitarbeiter und Einrichtungen eines Postdiensts übernahm, der von der Regierung aufgelöst worden war.
Auf ein schnelles Wachstum folgten Herausforderungen
Eines von Iwasakis Dampfschiffen, der Raddampfer Tokyo-maru
Mitsubishi Mail Steamship nahm den Verkehr nach China und Russland auf und hatte eine Quasi-Monopolstellung auf Überseerouten inne. Doch Anfang der 1880er Jahre wandte sich der politische Wind gegen Mitsubishi, als die Regierung die Etablierung eines Konkurrenten unterstützte. Der einsetzende Wettbewerb bedeutete letztlich für beide Unternehmen fast den Bankrott.
Ein Eingriff der Regierung führte zu einem vorübergehenden Waffenstillstand. Doch als Yataro Iwasaki 1885 starb und ihm sein Bruder Yanosuke folgte, setzte der unbarmherzige Wettbewerb wieder ein. Die Fehde endete mit einer von der Regierung vermittelten Fusion im Jahre 1885, die zur Gründung von Nippon Yusen führte, heute auch als NYK Line bekannt.
Mehr als Schifffahrt
Kohlebergbau in der Mine Takashima bei Nagasaki
Während der Wettbewerb auf See eskalierte, diversifizierte sich Mitsubishi an Land. Das Unternehmen kaufte die Kupfermine Yoshioka in Akita und die Kohlemine Takashima in Nagasaki. Es pachtete 1884 die Werft Nagasaki von der Regierung und konstruierte dort das erste in Japan hergestellte Dampfschiff aus Stahl.
Unter der autokratischen Leitung von Yanosuke Iwasaki vergrößerte und diversifizierte sich Mitsubishi weiter. Er kaufte weitere Minen auf, um Ressourcen für Mitsubishi und die wachsenden Industrien Japans zur Verfügung zu haben. Zudem strich er das „Steamship“ aus dem Firmennamen. Für umgerechnet eine knappe Million Euro erwarb er 1890 auch gut 32 Hektar Sumpfgebiet neben dem Kaiserpalast. Seinerzeit belächelt, ist diese Investition heute viele Milliarden Euro wert.
Modernes Management
Der Sitz von Meiji Life und Tokio Marine, etwa 1895
Yataros Sohn Hisaya übernahm 1893 die Präsidentschaft. Der Absolvent der Universität von Pennsylvania leitete eine Umstrukturierung von Mitsubishi ein, um den immer verschiedenartigeren Geschäftstätigkeiten Rechnung zu tragen. Er gründete Sparten für das Bankwesen, Immobilien, Vermarktung und Verwaltung, außerdem für die ursprünglichen Industrien Bergbau und Schiffbau.
Einige seiner privaten Investitionen bilden heute Unternehmen von Mitsubishi. Er erwarb die Papiermühle Kobe, heute Mitsubishi Paper Mills. Außerdem sicherte er die Gründung der Brauerei Kirin ab. Sein Cousin Toshiya gründete Asahi Glass, den ersten erfolgreichen Flachglashersteller in Japan.
Eine weitere Modernisierung erfuhr die Leitung von Mitsubishi, als Yanosukes Sohn Koyata 1916 Nachfolger von Hisaya als Präsident wurde. Koyata, Absolvent der Universität Cambridge, integrierte die Sparten als halbautonome Unternehmen. Er führte Mitsubishi zu Führungsrollen in Sektoren wie Maschinenbau, Elektroausrüstungen und Chemikalien. Die Unternehmen, die später zu Mitsubishi Heavy Industries wurden, entwickelten Autos, Flugzeuge, Panzer und Busse. Zudem erlangte Mitsubishi Electric eine Führungsposition bei elektrischen Maschinen und Haushaltsgeräten.
Über die Familie hinaus
Ein motorisiertes Dreiradfahrzeug von Mitsubishi Heavy Industries
Durch den öffentlichen Verkauf von Anteilen an der Kern-Holding gab die Familie Iwasaki einen Teil ihrer Kontrolle über Mitsubishi auf. Am Ende des Zweiten Weltkriegs hielten externe Investoren mehr als die Hälfte des Aktienkapitals.
Koyata Iwasaki forderte von seinen Managern und Mitarbeitern, über der Fremdenfeindlichkeit zu stehen, die während der Kriegsjahre in Japan herrschte. „Wir zählen viele Briten und Amerikaner zu unseren Geschäftspartnern“, erinnerte er die Führungskräfte von Mitsubishi kurz nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten. „Das sind unsere Freunde, die zusammen mit uns Projekte in Angriff genommen und gemeinsame Interessen mit uns haben. Wenn irgendwann wieder Frieden ist, sollen sie wieder zu guten und treuen Freunden werden.“
Getrennte Wege
Das zentrale Tokioter Viertel Marunouchi – Sitz der meisten Mitsubishi-Unternehmen
Nach dem Krieg verfügten die alliierten Besatzungsmächte die Auflösung der großen japanischen Industriekonzerne. Mitsubishi Headquarters wurde am 30. September 1946 aufgelöst, und viele Mitsubishi-Unternehmen wurden in kleinere Firmen aufgeteilt. Die Handelssparte wurde in 139 Firmen zersplittert. Aus Mitsubishi Heavy Industries wurden drei regionale Unternehmen. Unter dem Druck der Besatzungsmächte gaben die meisten Mitsubishi-Unternehmen den Namen und das Logo auf.
Zu Beginn des Koreakriegs verschob sich die Besatzungspolitik zugunsten von Wiederaufbau von Industrie und Wirtschaft. Einige Unternehmen von Mitsubishi gründeten sich neu, und die meisten kehrten zum Namen und zum Logo zurück. Doch behielten sie ihre Autonomie. Die Unternehmen erreichten einzeln und unabhängig viel mehr, als sie im Rahmen einer Gesamtorganisation je hätten erreichen können. Gleichzeitig profitierten sie vom Gemeinschaftssinn, der aus gemeinsamer Geschichte und Unternehmenskultur rührte.
Text- und Fotowiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Mitsubishi Public Affairs Committee.